Magdeborn.de
Wie diese Website entstand.
 

Mit dem Internet beschäftige ich mich aus beruflichen Gründen, seit es entstand. Irgendwann so um 2000 herum begann der "Run" auf Domainnamen. Viele versuchten, Namen zu ergattern, die entweder mit dem eigenen Familiennamen zu tun hatten, viel Verdienst versprachen oder die für ein Projekt genutzt werden sollten.

Mit den Familien - Domänen ist es so eine Sache, es kann nicht tausende Male "schulze.de" geben. Selbst "schulze-leipzig.de" ist keine Lösung, ein Blick ins Telefonbuch zeigt, wie viele Schulzens es in Leipzig gibt. Auch mit den Verdienst - Domänen hat es nur zum Teil geklappt. Clevere Leute, die Namen von Großunternehmen angemeldet hatten, um denen dann die Rechte teuer zu verkaufen, wurden durch die Gerichte und die sich entwickelnde Rechtsprechung gezwungen, die Domänen herauszugeben. Nix war mit viel Geld verdienen.

Das Internet wird immer stärker genutzt, es wird zur Handelsplattform. Deshalb ist es zunehmend erforderlich, die Gesetzgebung dazu auszubauen. So ist es auch nicht mehr möglich, Namen von existierenden Orten oder Städten, soweit diese noch frei sind, auf sich zu registrieren. Wenn also jemand "leipzig.de" registriert, dann muss er auf Gerichtsbeschluß diese Domäne auf jeden Fall an die Stadt Leipzig abgeben.

Wie war das nun im Jahre 2000? Die Familien-Domänen waren schnell angemeldet, vielleicht wird unser Sohn ja mal eine eigene Webseite haben wollen... Dann gab es ein großes Projekt - die Reisebeschreibungen. Wir hatten schon vor dem "elektronischen Zeitalter" mit Internet und Digitalkamera viel fotografiert und für alle, die nicht mit uns reisen konnten, Reiseberichte angefertigt. Für dieses Projekt wollten wir aber keine "Familien-Domäne" benutzen, sondern suchten etwas Kurzes, Einprägsames und verfügbar musste es auch noch sein. So kamen wir auf "etwilli.de", dies war mein erstes Login an der Hochschule, bei der ich beschäftigt bin.

Doch dann war da noch etwas, als kleine Idee, nicht gleich zu verwirklichen, sondern irgendwann später... Meine Schwiegerelten wohnten lange in Magdeborn, meine Frau ist da aufgewachsen. Magdeborn war bei uns somit immer mal ein Thema. Vielleicht sollte man eines Tages eine Seite zu Magdeborn ins Leben rufen? Wenn die Reisechronik fertig ist? Also wurde schnell entschlossen die Domäne "magdeborn.de" registriert. Und sie war verfügbar, keiner hatte bisher Anspruch erhoben. Die ganzen gesetzlichen Regelungen kamen ja erst viel später, zu der Zeit dachte keiner an so etwas.

Gut, nun hatten wir die Domänen, etwilli.de und magdeborn.de und noch ein paar mehr. Jetzt konnte es losgehen. Als erstes die Reisechronik. Dies dauert bis heute an und wir haben etwas gelernt: eine Webseite wird nie fertig. Es ist höchstens der Zeitaufwand unterschiedlich, den man aufbringen muss. Manchmal hat man rund um die Uhr zu tun, manchmal weniger. Die anderen Domänen sollten in der Zeit nicht brach liegen, sie erhielten sogenannte Linkseiten, die auf unser im Wachsen begriffenes Reise-Projekt zeigten.

So entwickelte sich eine Art stabiler Zustand. Der Beruf, die Arbeit an der vorhandenen Seite, sonstige Anfragen und Aufgaben - jeder Computerkundige wird bstätigen, dass so ein Tag viel zu kurz ist... Und reisen wollen wir auch, sonst haben wir ja nichts zu beschreiben :-), wir gehen gern und viel wandern, paddeln, fahren mit dem Fahrrad und campen. Und die Fahrten mit den Studenten. Und klettern lernen wollen wir auch...

Es gab von Zeit zu Zeit, wenn wir wieder mal im oder am Tagebau unterwegs waren oder an anderer Stelle an Magdeborn erinnert wurden, den Gedanken: man müsste eigentlich mit der Magdeborn - Seite beginnen... Aber so schnell, wie man das gedacht hatte, war es auch wieder vergessen. So blieb es die letzten fünf Jahre. Ab und zu, in großen Abständen, kam per Mail mal eine Anfrage, die mit Magdeborn zu tun hatte. Wir halfen, wo wir helfen konnten. Soweit, so gut.

Dann dieses Jahr. Wir bieten auf vielfachen Wunsch von Besuchern unserer Reisechronik unsere Reiseberichte auch auf CD an, da das Online - Lesen vielen zu mühevoll ist. Wenn man nur ein Modem oder eine ISDN-Leitung hat, dann ist das Online-Lesen sogar schwierig, weil die vielen Bilder doch ziemliche Ladezeiten verursachen. Auf CD, das heißt aber auch, alle Berichte müssen neu überarbeitet werden, die Bilder werden zum Teil nachbearbeitet. Parallel dazu heißt es, den Bericht über unseren Boots-Urlaub in Schweden zu schreiben. Und es warten noch auf die Fertigstellung Berichte zum Spreewald, zum Unstrut-Paddeln, zu Südtirol (Sarntal) und, und, und...

Aber wir erhalten auch Mails zu Magdeborn. Und zwar zunehmend. So beschweren sich Besucher, dass sie unter magdeborn.de nur einen Verweis finden. Es gibt Anfragen, wo man Kontakt zu anderen Magdebornern bekommt. Es gibt eine Anfrage zum Geburtsregister. Es ist regelrecht erstaunlich, wie das Interesse an Magdeborn scheinbar plötzlich wächst. Und mir fällt die Festschrift und Chronik zur 1000 Jahr - Feier von Magdeborn in die Hände. Damit wird die vage Idee endgültig zu einem handfesten Projekt. Der allerletzte Anstoss passiert, als wir wieder einmal eine Fahrrad - Tour am Tagebau entlang machen. Am Aussichtspunkt am Rande von Störmthal, wo auch das Projekt Vineta vorgestellt wird, stehen wir mit den Studenten am Rand des mittlerweile schon gut gefüllten "Magdeborner Sees" (offiziell Störmthaler See).

Die Fragen und Diskussionen zeigen uns, das schon viel Zeit seit dem Untergang von Magdeborn vergangen ist. Auch durch die Wende hat sich manches verändert. Vieles, was für uns noch erlebte Geschichte ist, kennen und wissen die Jugendlichen nicht mehr. Aber sie haben andererseits Interesse. Ich habe das Gefühl, dass es zunehmend ein neugieriges Fragen gibt, wie war das eigentlich damals? Also setze ich mich am nächsten Tag hin und baue die Grundstruktur für die Magdeborn-Seite zusammen. Und nun ist das ganze kein fernes Projekt mehr, sondern ein Teil unserer Aktivitäten.

Es folgen die üblichen Arbeiten wie Recherche am Netz, Bilder und Dokumentensuche. Die Programmierung der Grundstruktur, Ideensuche, Diskussionen. Langsam wächst das Gesamtkonzept, es wird auch als html sichtbar. Und je länger und mehr wir uns damit beschäftigen, um so mehr Spass macht es auch. Außerdem stellen wir fest, dass auch wir längst nicht alles wissen über Magdeborn und seine über tausendjährige Geschichte.

Vielleicht werden wir in naher Zukunft mit unserem Boot oder als Schwimmer an einer Stelle im "Magdeborner See" (offiziell Störmthaler See) schwimmen, wo Evi dann sagt, hier war unser Haus, hier war der Bäcker, hier die F95. Das Dorf ist unwiederbringlich verschwunden, trotzdem gehört es samst seiner Geschichte und seinen Geschichten zur Leipziger Geschichte. Die Erinnerung wachzuhalten und zu bewahren, das soll dieses Webangebot befördern.

Wilfried Schulze

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